Fazit:
Chelsea baut mit einem 3:2-Arbeitssieg bei Hull City seine Tabellenführung in der Premier League aus. Die Blues konnten nach dem wilden ersten Durchgang - in dem sie einen Zwei-Tore-Vorsprung herschenkten und in der Schlussphase gar Glück hatte, dass es nicht noch einen Gegentreffer setzte - auch im zweiten Spielabschnitt nicht überzeugen. Zwar liessen sie defensiv gegen müder werdende Tigers nicht mehr so viel zu. Offensiv bliebt aber vieles Stückwerk bei den Londonern. Einen lichten Moment gab es dann aber doch. Joker Rémy stach in der 77. Minute nach Vorarbeit von Willian und stellte damit den Endstand her. Die tapferen Gastgeber warfen in den letzten Minuten noch einmal viel Leidenschaft und Kampfkraft in die Waagschale, konnten den Favoriten aber nicht mehr ernsthaft gefährden.
Die Blues haben nun sechs Punkte Vorsprung auf Manchester City und immer noch ein Spiel weniger auf dem Konto als der Verfolger. Hull bleibt mittendrin im Abstiegskampf, dürfte dort mit solchen Leistungen wie heute allerdings gute Chancen haben. Das war's vom hochinteressanten Premier-League-Sonntag. Einen schönen Abend noch!

Guter Einsatz von Courtois Sekunden vor Ende der Nachspielzeit: Der Keeper fängt einen Steilpass ab, bevor N'Doye ihn im Sechzehner erreicht.

... Der Spitzenreiter kann sich wieder befreien, aber nicht lange. Die Tigers haben sich noch nicht aufgegeben.

Die finalen 90 Sekunden laufen. Hull setzt sich noch einmal in der Hälfte der Blues fest...

Vier Minuten werden nachgespielt und Hull hat jetzt nur noch Reserven für die Brechstange: Die Tigers schlagen einfach einen hohen Ball nach dem anderen in Richtung Sechzehner. Sehr erfolgversprechend ist das nicht.

Pech für die Tigers: Nach einem Eckball kommt N'Doye knapp hinter der Strafraumgrenze zum Schuss. Zouma ist noch dran und die Kugel fliegt ins Toraus. Das hätte eigentlich den nächsten Eckball für Hull geben müssen, aber Referee Oliver entscheidet auf Abstoss Chelsea.

Gelbe Karte für Nemanja Matić (Chelsea FC)
Der Abräumer der Blues knallt an der Mittellinie den eingewechselten Aluko von den Füssen und sieht dafür zu Recht die Gelbe Karte. Es ist übrigens bereits seine neunte in der laufenden Saison.

Steve Bruce wirkt am Spielfeldrand noch nicht völlig resigniert, sieht aber natürlich genau, dass sein Team nach fast 90 aufreibenden Minuten nun nicht mehr allzu viel zusetzen kann. Momentan spricht vieles für den Auswärtssieg der Blues.

Die Gäste aus London haben nun natürlich bei jeder Spielunterbrechung schon eine Menge Zeit. Die Tigers müssen hoffen, dass Schiri Oliver das auch alles nachspielen lässt.

Aluko flankt in seiner ersten Szene vom linken Flügel weit in den Sechzehner, aber am Fünfer setzt sich El Mohamadi unfair gegen Filipe Luís ein. Der Kopfball vom Ägypter segelt aber ohnehin anderthalb Meter über den Kaste der Blues.

Die Tigers können nach dem dritten Gegentreffer bislang nicht entschlossen genug nachsetzen. Vielleicht sind sie mit ihren Kräften am Ende. Chelsea spielt seinen Stiefel momentan relativ unbedrängt herunter.

Beide Trainer wechseln: José Mourinho bringt Zouma für Willian, um das Ergebnis abzusichern. Steve Bruce setzt in der Schlussphase auf die frischen Kräfte von Quinn und Aluko, die sicherlich vor allem offensiv noch einmal etwas bewegen sollen. Meyler und Robertson verlassen den Platz.

Tooor für Chelsea FC, 2:3 durch Loïc Rémy
Alles richtig gemacht, José Mourinho! Der Joker sticht nur kurze Zeit nach seiner Hereinnahme! Willian hat rechts im Strafraum das gute Auge für den zentral einlaufenden Rémy und der feuert die Kugel einfach flach und zentral auf den Kasten. Allan McGregor ist einen Tick zu früh in eine Ecke unterwegs, berührt den Ball noch, aber kann ihn nicht mehr am Passieren der Linie hindern. Der Tabellenführer ist wieder vorne. Hält die Führung jetzt?

José Mourinho nimmt den offenbar auch leicht angeschlagenen Diego Costa aus der Partie. Der Torjäger erzielte zwar heute seinen Treffer, rieb sich ansonsten aber weitgehend gegen die starke Abwehr der Tigers auf. Rémy soll nun als frischer Mann noch einmal für Wirbel in vorderster Linie sorgen.

... Gastón Ramírez darf auch diesen Standard treten, flankt ihn aber genau in die Arme von Thibaut Courtois.

Freistoss für Hull City. Der Ball liegt 25 Meter halbrechts versetzt vor dem Chelsea-Tor...

Die letzten 20 Minuten laufen und das Spiel ist offener denn je. Chelsea hat zwar fast 60 Prozent Ballbesitz, macht daraus aber in letzter Konsequenz herzlich wenig und entwickelt nur geringe Torgefahr. Hull hält hinten den Laden ziemlich dicht, lauert auf Umschaltsituationen und ist bei diesen auch fast immer gefährlich.

Apropos Ecken, die verpuffen: Unnötig zu erwähnen, dass auch Chelseas nächster Versuch völlig harmlos ist und die Defensive der Tigers nicht ernsthaft fordern kann. Ruhende Bälle und die Blues werden heute keine Freunde mehr.

Hull ist wieder voll im Rennen. El Mohamadi kann rechts am Flügel vom heute schwachen Filipe Luís nicht an der Hereingabe gehindert werden. Terry klärt auf Höhe des ersten Pfostens in höchster Not vor dem heranfliegenden Hernández mit dem Kopf zur Ecke. Die verpufft allerdings.

Meine Güte, was sind Chelseas Standards heute schlecht! Cesc Fàbregas bekommt den Ball bei einer Ecke von rechts nur an die vordere Fünferkante. So kann man gegen die wuchtigen Tigers doch keine Gefahr erzeugen! Wirklich gefährliche Szenen der Blues bleiben Mangelware.

Der dreifache Courtois verhindert den Rückstand der Blues! Nach längerer Zeit wagen sich die Tigers wieder nach vorne und haben gleich dreimal die Chance zum dritten Tor! Erst scheitert El Mohamadi aus zwölf, dann N'Doye aus 15 und schliesslich noch Gastón Ramírez aus zehn Metern am belgischen Keeper. Der sah zwar beim 2:2 nicht gut aus, macht seine Sache hier aber fantastisch!

Die Tigers igeln sich jetzt zu sehr hinten ein. Oder müssen sie ihrem riesigem Pensum im ersten Durchgang Tribut zollen? Auf jeden Fall kann Chelsea ohne grosse Anstrengung das Spielgeschehen in der gegnerischen Hälfte halten.

Es wird offensiver bei den Gästen: Ramires konnte im zentralen Mittelfeld nicht überzeugen und macht nun Platz für Oscar, der natürlich deutlich weiter vorne agieren wird als sein brasilianischer Landsmann. Klar: Ein Punkt hier kann José Mourinho nicht reichen.

... Puh, ist das schwach. Matić köpft Cesc Fàbregas' hohe Hereingabe fast von der linken Strafraumkante im hohen Bogen nach innen. Dort ist kein Blauer und so wird's nicht gefährlich.

Ivanović holt rechts an der Grundlinie immerhin mal eine Ecke für Chelsea heraus...

Die Gastgeber sind zwar noch nicht so überragend unterwegs wie in der zweiten Hälfte des ersten Abschnitts, halten aber nun wieder ordentlich mit. Chelsea bekommt zu wenig Tempo in sein Spiel und tut sich wieder schwerer.

... Aber eine unfassbar schlechte Hereingabe von Cesc Fàbregas, der die Kugel einfach flach an den Fünfer pöhlt. Die Tigers können leicht und locker klären.

Diego Costa zieht unmittelbar vor der linken Strafraumkante gegen zwei Gegenspieler geschickt das Foul. Gute Freistossposition für Chelsea...

Das erste Powerplay Chelseas unmittelbar nach der Pause ist schon wieder vorbei. Und Hull hat es ohne Gegentreffer überstanden. Jetzt wagen sich die Hausherren auch selbst wieder häufiger nach vorne.

So bringt man einen wackelnden Gegner natürlich auch wieder in die Partie: Terry ist links an der Seite nach einem Pass von Courtois im Sekundenschlaf. El Mohamadi flitzt heran und spitzelt dem Routinier den Ball vom Fuss. Der landet aber glücklicherweise aus Sicht der Blues wieder beim Keeper.

Chelsea kommt wie verwandelt aus der Kabine und drückt nun mächtig auf das 2:3. Von Hull kam offensiv nach dem Seitenwechsel noch gar nichts. Jetzt läuft die Partie wieder im Sinne des Spitzenreiters.

Fast die erneute Führung für die Blues! Hazard kann diesmal halbrechts von zwei Defensivkräften nicht gestoppt werden und legt nach innen in den Fuss von Cesc Fàbregas. Der will die Kugel ganz überlegt im langen Eck unterbringen, zielt allerdings einen knappen halben Meter zu weit nach links.

Hazard versucht es auf eigene Faust, sieht sich links im Sechzehner der Tigers aber drei Gegenspieler gegenüber und verliert den Ball. Nach bockstarkem Beginn baute der Belgier unglaublich ab und war nach den beiden Gegentreffer überhaupt kein Faktor mehr für sein Team.

Weiter geht's im Kingston Communications Stadium. Wechsel gab es zur Pause nicht, aber sicherlich einen Einlauf für seine Spieler von José Mourinho in der Kabine der Blues.

Halbzeitfazit:
Durchatmen in Hull nach 45 rasanten Minuten! Die Tigers und Chelsea liefern sich am Premier-League-Sonntag einen packenden Schlagabtausch mit deutlichen Vorteilen für den Aussenseiter! Der schien nach nur neun Minuten bereits geschlagen, weil Hazard (2.) und Diego Costa mit ihren sehenswerten Treffern eklatante Defensivlücken des Gegners genutzt hatten. Doch Totgesagte leben bekanntlich länger: Hull biss sich gegen nun zu sorglose Blues in die Partie zurück und glich per Doppelschlag durch El Mohamadi und Hernández in der 26. und 28. Minute aus. Danach spielte bis zum Pausenpfiff nur das Kellerkind. Chelsea war ausschliesslich in der Defensive gebunden, liess die ein oder andere Chance zu und hätte sich über ein drittes Gegentor nicht beschweren dürfen. Dass es nach diesem Spielverlauf zur Pause 2:2 steht, ist natürlich für sich genommen schon eine Überraschung. Aber wenn die Hausherren so weitermachen und Chelsea sich nicht fängt, dann kann hier tatsächlich die ganz grosse Sensation passieren.

... Diego Costa ist am ersten Pfosten mit dem Kopf zur Stelle und klärt Gastón Ramírez' Hereingabe. Danach läuft das Spiel noch weiter, aber José Mourinho geht bereits mit betretener Miene in die Kabine. "The Special One" ist sauer!

In der Nachspielzeit fliegt ein Freistoss von Gastón Ramírez in die Mauer und von dort aus zur Ecke raus...

Die Blues quälen sich in Richtung Halbzeitpause. Momentan klopfen Cahill und Terry nur blind die Bälle hinten raus. Ein Aufbauspiel ist nicht vorhanden. Ramires und Matić sind im defensiven Mittelfeld indisponiert, Cesc Fàbregas und auch Hazard weiter vorne völlig abgetaucht. Eine erstaunliche Entwicklung nachdem es schon 2:0 aus Sicht der Londoner stand.

Chelsea verschenkt einmal mehr im Aufbau den Ball. Die Hausherren schalten blitzschnell um und Gastón Ramírez kommt aus 14 Metern halblinks zum Abschluss. Aber der Uruguayer verfehlt das lange Eck deutlich.

Filipe Luís kreuzt direkt links am eigenen Strafraum den Laufweg von El Mohamadi. Der will das nutzen, um einen Freistoss zu schinden und hebt ab. Schiedsrichter Olivers Pfeife bleibt zu Recht stumm. Solche Tricks haben die starken Tigers auch gar nicht nötig.

Hull City aus allen Lagen: Terry köpft eine Freistossflanke von Gastón Ramírez aus dem Fünfer an die Sechzehnergrenze. Meyler nimmt dort die Kugel volley, haut sie aber deutlich am Kasten vorbei.

Das ist absolut bewundernswert, was die Tigers hier gegen ein vermeintliches Top-Team Europas leisten. Sie werfen sich mit hundertzehnprozentigem Einsatz in jeden Zweikampf und spielen vorne sogar teilweise wirlich ansehnlich ihren schnörkellosen Fussball. Das Unentschieden ist höchstverdient für den Abstiegskandidaten.

Die Gäste haben sich wieder etwas gefangen und verlagern das Spielgeschehen vom eigenen Tor weg. Offensivgefahr hat der Favorit aber schon seit geraumer Zeit nicht mehr entwickelt.

Alex Bruce räumt rechts an der Eckfahne im Duell mit Diego Costa Ball und Gegner ab und hat Glück, dass der Unparteiische nicht auf Freistoss für die Blues entscheidet. Der Gefoulte und Terry diskutieren im Anschluss lebhaft mit Michael Oliver, verzögern so den Einwurf und nehmen mal das Tempo aus dem Spiel.

Slapstick vom Meisterschaftsfavoriten! Terry will eine hohe Hereingabe aus dem Halbfeld am eigenen Fünfer klären, schiesst aber Ramires an. Der Ball landet fast an der Grundlinie bei Gastón Ramírez, doch der ist so überrascht, dass er das Ding anderthalb Meter über den Querbalken scheppert. Die Tigers schnuppern sensationell am dritten Treffer!

Getragen vom jetzt natürlich euphorischen Publikum will Hull mehr. Chelsea steht nun richtig unter Druck. Der psychologische Vorteil liegt klar auf Seiten der Gastgeber. Wer hätte gedacht, dass es hier nach den beiden frühen Toren der Blues noch so abgeht?! Temporeich und hochspannend ist die Partie jetzt!

Tooor für Hull City, 2:2 durch Abel Hernández
Un-fass-bar! Ein verrücktes Spiel! Hull gleicht aus und jetzt wackelt hier aber mal richtig die Bude! Ivanović bringt Courtois mit einem Rückpass in Bedrängnis und der Belgier daddelt die Kugel einfach nur ein paar Meter nach vorne. Dort ist kein Blauer weit und breit zu sehen, sondern nur Abel Hernández und der bugsiert das Spielgerät ins leere Tor. Chelsea verschenkt innerhalb von nicht einmal zwei Minuten einen Zwei-Tore-Vorsprung.

Tooor für Hull City, 1:2 durch Ahmed El Mohamadi
Oder doch nicht? Die Tigers leben wieder! Klasse herausgespielter Treffer! Hazard verliert zur Abwechslung mal vorne den Ball und Robertson macht das Riesensolo über fast den ganzen Platz. Links an der Strafraumkante kommt die perfekte Hereingabe nach innen. Im Fünfer rauscht El Mohamadi heran und vollstreckt problemlos.

José Mourinhos Team verwaltet das Ergebnis über weite Phasen nur und verlässt sich im Vorwärtsgang auf die Genialität von Cesc Fàbregas und vor allem Hazard. Damit sind die Blues bislang perfekt gefahren. Die drei Punkte sind bereits jetzt so gut wie im Sack.

Hernández kann links am Chelsea-Strafraum von Ivanović nicht entscheidend gestört werden und legt stark auf für Meyler, der in der Mitte heranspritzt. Doch der Schuss vom Mittelfeldmann wird geblockt. Es gibt zwar eine Ecke für Hull, aber die bringt keine Gefahr.

Aber immer wenn Hazard am Ball ist, dann sehen die Tigers ganz alt aus. Der Belgier steckt von halblinks vorm Sechzehner durch nach aussen auf Filipe Luís, der dort eine Menge Platz hat und diesen zum Flanken nutzt. Diego Costa erwischt die Hereingabe mit der Stirn nicht perfekt und drückt das Kunstleder deswegen einen Meter über den Kasten.

Angesichts des Spielstands ist das fast kurios, aber Hull City macht nach wie vor ein sehr ordentliches Spiel. Sie stehen defensiv nun weitgehend ordentlich, attackieren früh und bereiten den Blues so einige Probleme.

Nach einem Ballverlust der Tigers im Vorwärtsgang haben die Blues viel Platz, nutzen diesen aber nicht optimal. Diego Costas Pass landet zentral am Strafraum bei Cesc Fàbregas. Der Spielmacher lupft die Kugel nach vorne. Hazard sprintet hinterher, aber nicht mal er kann dieses Zuspiel noch erlaufen. Der Ball landet im Toraus.

Das Kind ist zwar längst in den Brunnen gefallen, aber die Tigers kommen jetzt doch aus einer deutlich defensiveren Grundordnung heraus. Kein Wunder: Wenn sie so offensiv weitergespielt hätten wie in der Anfangsphase, dann wäre das heute wohl mit Sicherheit ein Debakel geworden. So kann man sich zumindest noch halbwegs ordentlich aus der Affäre ziehen.

... Wieder das Duell N'Doye gegen Courtois, erneut hat der Schlussmann das bessere Ende für sich. Den Kopfball des Senegalesen aus acht Metern schnappt er sich problemlos.

... Guter Versuch von N'Doye! Der Winter-Zugang der Tigers zirkelt den Ball flattrig aufs linke Eck. Courtois ist zum zweiten Mal am heutigen Nachmittag zur Stelle und klärt den Ball ins Toraus. Ecke für Hull...

Gelbe Karte für Gary Cahill (Chelsea FC)
Cahill haut unmittelbar vor dem eigenen Sechzehner aber mal richtig dazwischen und darf sich nicht beschweren, dass er dafür die erste Gelbe Karte der Partie sieht. Für der Verteidiger ist es die fünfte in dieser Saison, er fehlt damit an Ostern gegen Stoke. Freistoss aus guter Position gibt's natürlich obendrauf...

Vielleicht war Hulls Marschroute zu Beginn dieses Spiels doch etwas zu mutig. Zweimal waren die Tigers hinten offen wie ein Scheunentor, zweimal rappelte es im Karton. Das Engagement ist auch nach dem 0:2 weiterhin gross beim Aussenseiter.

Tooor für Chelsea FC, 0:2 durch Diego Costa
Eiskalt, diese Blues! Sie lassen Hull rennen und spielen und stellen dann mit all ihre Klasse auf 0:2! Cesc Fàbregas spielt den Ball aus der Mittelfeldzentrale perfekt hinaus nach halblinks zu Diego Costa. Der zieht in den Sechzehner, wird dort von Meyler und Bruce nicht ernsthaft attackiert und schlenzt das Ding wunderbar ins lange Eck. Und schon dürfte die Partie entschieden sein.

Die Blues sind sichtlich darum bemüht, die Partie erst einmal irgendwie zu beruhigen. Denn das wilde Hin und Her momentan mit deutlichen Vorteilen für die Tigers kann dem Favoriten so nicht gefallen.

Bis auf Hazards Geniestreich tut sich der Tabellenführer sehr schwer. Hull steht richtig gut defensiv, gewinnt die wichtigen Zweikämpfe und spielt weiter mutig nach vorne. Wenn da nur nicht der Gegentreffer und Hernández' kläglich vergebene Grosschance wären...

Courtois verhindert den schnellen Ausgleich! N'Doye verlängert ein hohes Anspiel 30 Meter vor dem Tor mit dem Hinterkopf in den Lauf von Abel Hernández. Der ist ganz alleine vor Chelseas Schlussmann, doch der bleibt lange stehen, macht den Angreifer so nervös und pariert schliesslich dessen Abschluss. Solche Möglichkeiten musst du gegen Chelsea nutzen, ohne Wenn und Aber!

Die Tigers wirken nicht geschockt vom frühen Gegentor, sondern halten nun gut dagegen und trauen sich sogar in die Offensive. Allerdings wird es natürlich jetzt brutal schwer, fast die gesamten 90 Minuten einem Rückstand hinterherzulaufen.

Tooor für Chelsea FC, 0:1 durch Eden Hazard
Das nennt man dann wohl einen Blitzstart! Wunderbarer Treffer von Eden Hazard zur Führung für den Favoriten! Diego Costa behauptet einen Terry-Pass mit dem Rücken zum Tor und lässt für den belgischen Teamkollegen prallen. Der nimmt ein paar Meter bis zur Sechzehnergrenze Anlauf und jagt die Kugel mit dem linken Schlappen am völlig verdutzten Keeper McGregor vorbei in den Kasten. Was ein Strich!

Schiedsrichter Michael Oliver pfeift an. Beide Teams spielen in ihren gewohnten Farben: Hull trägt gelb-schwarz, Chelsea blau.

Ungleich länger ist die Ausfallliste bei den Tigers: Top-Torjäger Jelavić fehlt wegen einer Knieverletzung für sechs Wochen. Huddlestone ist gesperrt. Dafür spielen im Vergleich zur Nullnumer in Leicester zuletzt Robertson und Hernández. Diamé und Chester kehrten zwar unter der Woche ins Training, heute aber nicht in den Kader zurück. Immerhin können aber Brady und Rosenior nach ihren Verletzungen wieder auf der Bank Platz nehmen.

Sorgen dürfte José Mourinho nach den durchwachsenen Ergebnissen der letzten Wochen durchaus haben, allerdings nicht in personeller Hinsicht: Ausser Mikel sind alle Mann fit. Im Vergleich zum Southampton Spiel und seiner gewohnten Stammelf setzt "The Special One" im offensiven Mittelfeld auf Ramires anstelle von Oscar.

Vor allem gegen die Teams aus der oberen Tabellenhälfte läuft es in dieser Spielzeit gar nicht für die Mannschaft von Teammanager Steve Bruce: In den Duellen mit den Top-10 gab es noch keinen einzigen Sieg. Ob diese schwarze Serie ausgerechnet gegen Chelsea zu Ende geht?

Selbstzufriedenheit ist in Hull kein Thema, sondern eher die latente Angst vor dem Abstieg. Trotz einer ordentlichen Ausbeute von immerhin neun Punkten aus den letzten sechs Ligaspielen - von denen die Tigers kein einziges verloren - ist der Vorsprung auf die Abstiegszone knapp: Man hat als 15. nur drei Zähler mehr auf dem Konto als Burnley auf Rang 18.

Trotz des Erfolgs Anfang März gegen Tottenham im Finale des League Cups ist für die bereits in der vergangenen Saison titellosen Blues der Premier-League-Titel 2014/2015 also von immenser Bedeutung. Auch José Mourinho weiss das natürlich ganz genau und ermahnt seine Mannschaft: "Wir sind zwar vorne und haben einen entscheidenden Vorteil. Aber wir dürfen nicht selbstzufrieden werden."

Ausgerechnet an der heimischen Stamford Bridge kam Chelsea in den Begegnungen mit Burnley Ende Februar und Southampton am letzten Wochenende jeweils nicht über ein 1:1 hinaus. Dazwischen mussten die Londoner noch dazu in den zwei wichtigsten Pokalwettbewerben die Segel streichen: Im FA Cup gab es die blamable 2:4-Schlappe gegen Bradford City. In der Champions League war Paris Saint-Germain eine Nummer zu gross.

Drei Punkte Vorsprung auf Verfolger Manchester City und noch zwei Spiele in der Hinterhand – die Blues haben beste Aussichten, im Mai zum fünften Mal den englischen Meistertitel zu holen. Auf dem Weg dahin sind die drei Zähler heute bei den Tigers natürlich fest eingeplant. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Mourinho-Elf sich in den letzten drei Ligaspielen zweimal mit einem Unentschieden begnügen musste.