Fazit:
Nichts anderes als dieses 0:0 hat die Partie verdient. Shakhtar Donetsk gelingt ein Achtungserfolg gegen in der Offensive harm- und einfallslose Bayern. In der kompletten zweiten Halbzeit gab es keinen einzigen Torschuss - auf beiden Seiten! Das sagt schon alles über das Spiel aus. Zwar dominierte der FCB die erste Halbzeit noch klar, vor allem die ersten 20 Minuten. Immer wieder zielte man aber nicht genau genug und muss nun darauf hoffen, im Rückspiel alles klar zu machen. Xabi Alonso leistete seiner Mannschaft in der 65. Minute mit seiner Gelb-Roten Karte einen Bärendienst. Alles in allem für den neutralen Beobachter ein Spiel zum Vergessen, welches aber trotzdem zeigt, dass die Bayern im neuen Jahr noch längst nicht wieder bei 100 Prozent angekommen sind. Vielen Dank für's Mitlesen. Schönen Abend noch!

Es passiert, wie erwartet, nichts mehr. Shakhtar Donetsk ringt Bayern München ein 0:0 ab!

Auch das ist symptomatisch für den heutigen Auftritt der Bayern. Robben dringt mit viel Tempo in den Strafraum ein, könnte mit seinem schwachen rechten Fuss schiessen, schlägt dann aber doch noch einen Haken vom Tor weg und vertändelt diese Möglichkeit somit fahrlässig. Schwach. Drei Minuten werden als Nachspielzeit angezeigt.

Der wohl einzige ukrainische Angreifer im Kader von Donetsk kommt nun neu herein. Torjäger Luiz Adriano fiel heute kaum auf und macht nun Platz für Oleksandr Gladkiy.

Die Partie plätschert ihrem Ende entgegen. Die Bayern sind nicht wirklich scharf darauf, kurz vor Schluss noch den Siegtreffer zu erzielen. Scheinbar verlässt man sich auf einen Sieg im Rückspiel in der heimischen Allianz Arena. Das kann aber auch ins Auge gehen. Donetsk war heute mehr als schlagbar, stand aber immerhin defensiv stets sicher.

Gelbe Karte für Bastian Schweinsteiger (Bayern München)
Direkt nach dem zweiten Wechsel bei Shakhtar begeht Schweinsteiger ein taktisches Foul an der Mittellinie. Auch dafür gibt es die Gelbe Karte.

Es ist seit dem Seitenwechsel eine Partie ohne jeglichen spielerischen Höhepunkt. Jetzt kommen die Bayern endlich mal wieder über Robbens rechte Seite nach vorne. Die Schuss des Angreifers vom rechten Strafraumeck trifft den fallenden Rakitskiy an Kopf und schützender Hand. Da könnte man gut und gerne auf den Punkt zeigen, aber eben auch nicht. Undiano Mallenco tut es nicht, was bei dieser 50:50-Entscheidung durchaus nachvollziehbar ist.

Gelbe Karte für Jérôme Boateng (Bayern München)
Boateng will an der Mittellinie gegen Taison klären, trifft aber nur den Mann. Klare Gelbe Karte.

Nun auch der erste Wechsel von Shakhtar-Trainer Mircea Lucescu: Marlos kommt für Douglas Costa, der nach seinem Ellenbogen-Check gegen Franck Ribéry eigentlich auch nicht mehr auf dem Feld stehen dürfte.

Gelbe Karte für Fred (Shakhtar Donetsk)
Fred hält Ribéry im Mittelkreis und sieht Gelb.

Für Lewandowski muss Mario Götze vom Feld. Nach dem defensiven Wechsel Badstuber für Müller wird es nun also wieder einen Tick offensiver. Der neue Mann wurde vom ukrainischen Publikum übrigens mit Pfiffen begrüsst. Als Kapitän der polnischen Nationalmannschaft hat man in der Ukraine nicht das beste Standing.

Robert Lewandowski macht sich nun an der Seitenlinie für seine Einwechslung bereit. Es muss sich ja irgendwas tun im Angriff der Bayern. Seit der 43. Minute haben die Roten nicht mehr auf das Tor von Donetsk geschossen. Das ist einfach viel zu wenig.

Pep Guardiola reagiert und nimmt Thomas Müller vom Feld. Für ihn kommt mit Holger Badstuber ein lupenreiner Verteidiger. David Alaba geht dafür aus der Abwehr in die Mittelfeldzentrale.

Gut 25 Minuten müssen die Bayern nun also in Unterzahl spielen. Ein Szenario, das sie inzwischen ja ganz gut kennen. Bereits in der Bundesliga gegen Schalke musste man gut 80 Minuten mit zehn Mann überstehen. Am Ende stand ein 1:1. In der Champions League war dies bei Manchester City der Fall. Diese Partie wurde mit 2:3 verloren. Gibt es heute den ersten Sieg in Unterzahl? Es darf nach der bisherigen Leistung in der zweiten Halbzeit zumindest bezweifelt werden.

Gelb-Rote Karte für Xabi Alonso (Bayern München)
Das passt ins Bild, das die Bayern in der zweiten Halbzeit abgeben. Xabi Alonso wandelte bereits am Platzverweis und muss nun nach einem taktischen Foul an Luiz Adriano mit Gelb-Rot runter. Dumme Aktion des Routiniers, der heute ausgerechnet in seinem 100. Champions League-Einsatz des Feldes verwiesen wird.

An Arjen Robben geht das Spiel in dieser Phase fast komplett vorbei. Der Niederländer hängt gerade ein bisschen in der Luft und kann keine Akzente setzen. Franck Ribéry ist der einzige Münchener, der über seine linke Seite zumindest etwas Dampf macht. Torchancen gibt es aber trotz allem nicht für den FCB. Eine schwache Leistung bislang im zweiten Durchgang.

Xabi Alonso rauscht im Mittelfeld in Luiz Adriano hinein und bekommt den Freistoss für sich gepfiffen. Eigentlich war das ein Foul des Müncheners und gelbverwarnt so riskant in den Zweikampf zu gehen ist mehr als mutig. Beide Spieler bleiben daraufhin verletzt liegen, können aber nach kurzem Schütteln weitermachen.

Gelbe Karte für Douglas Costa (Shakhtar Donetsk)
Douglas Costa schlägt Franck Ribéry mit dem Ellenbogen ins Gesicht. Und das ist gewollt! Da hat Costa mehr als Glück, dass er nur Gelb sieht. Das hätte gut und gerne auch glatt Rot geben können. Glück für Donetsk und Douglas Costa, dass Schiedsrichter Undiano Mallenco da so kulant bleibt!

Franck Ribéry und Douglas Costa geraten an der Seitenlinie aneinander, nachdem der Brasilianer dem Franzosen am Boden liegend den Ball an den Hintern geschossen hat. Es kommt zur Rudelbildung, die sich nach kurzem Handgemenge aber wieder von selbst auflöst. Wenn das Spiel sonst schon nichts mehr hergibt, dann müssen eben Nebenschauplätze eröffnet werden.

Pep Guardiola sollte sich vielleicht überlegen, mit Robert Lewandowski einen durchsetzungsstarken Mittelstürmer zu bringen. Das Konzept mit der falschen Neun, die immer wieder von anderen Spielern bekleidet wird, geht nicht so wirklich auf. Die Bayern haben im zweiten Durchgang noch keinen Abschluss.

Donetsk wird mutiger und verlagert das Spiel immer weiter in die Münchener Spielhälfte. Einen Torabschluss aus der Partie heraus können die Ukrainer aber noch immer nicht verzeichnen. Der Freistoss von Rakitskiy aus der 25. Minute stellt da schon die einzige Ausnahme dar. Ansonsten spielen wie gewohnt nur die Bayern. Diese inzwischen aber eher mässig.

Xabi Alonso geht mal mit nach vorne und kommt im Strafraum gegen Fernando zu Fall. Der Spanier wird zwar getroffen, tritt aber eher in den Rasen, als dass er gefoult wird. Richtig entschieden von Schiedsrichter Undiano Mallenco, hier nicht auf den Punkt zu zeigen.

Eines ist klar: Die Bayern müssen zwingender werden. Ansonsten könnte man mit einem unangenehmen 0:0 zurück nach München reisen. Ein solches Ergebnis birgt einige Risiken, sodass der Rekordmeister alles daran setzen sollte, in den zweiten 45 Minuten für klare Verhältnisse zu sorgen. Zur Zeit des Rückspiels wird Donetsk dann auch wieder voll im Ligabetrieb sein, sodass dann auch eine andere Mannschaft auf dem Feld stehen wird.

Weiter geht's! Keine Wechsel auf beiden Seiten.

Halbzeitfazit:
Der FC Bayern lässt nichts anbrennen, doch es steht nur 0:0 zur Pause in Lwiw. Shakhtar Donetsk agiert wie so viele Gegner der Münchener, steht nur hinten drin und kommt vereinzelt nach vorne. Der deutsche Rekordmeister zeigte vor allem in den ersten 20 Minuten eine bärenstarke Leistung, baute danach aber etwas ab und konnte die Ukrainer nur noch selten in Gefahr bringen. Das sollte sich im zweiten Durchgang ändern. Denn gewinnen sollte man dieses Spiel schon. Dazu spielt Shakhtar bisher einfach zu passiv. Aber noch sind 45 Minuten zu absolvieren und alles ist drin. Bis gleich!

Eine Minute gibt es als Nachspielzeit.

Ribéry verfehlt sein Ziel! Robben mit der Vorarbeit über rechts, als er den Franzosen mit einem Flachpass bedient. Aus 17 Metern zieht Ribéry aus der Drehung ab, schiesst aber klar am Tor vorbei. Es bleibt dabei: Die Bayern machen das gut, spielen variabel, lassen in den entscheidenden Momenten aber die Genauigkeit vermissen.

Zum zweiten Mal überhaupt kommt Donetsk in den Strafraum der Bayern. Wieder ist es Taison, der da von der FCB-Defensive nicht zu halten ist. An der Torauslinie will der Angreifer flach in die Mitte legen, trifft aber nur den Rücken des herangerutschten David Alaba. Chance vertan.

Nach einem Freistoss der Bayern vom linken Flügel wird Schweinsteiger von Kucher gehalten. Der Mittelfeldspieler der Bayern fällt und will einen Elfmeter haben. Alles in allem war das aber zu wenig, um da auf den Punkt zu zeigen. Und so fängt Pyatov sicher ab.

Gelbe Karte für Darijo Srna (Shakhtar Donetsk)
Srna reklamiert zu lautstark beim Schiedsrichter und sieht die erste Gelbe Karte auf Seiten der Ukrainer.

Sie bringen ihre Angriffe einfach nicht sauber zu Ende. Wieder ist es Robben, der mit viel Tempo den rechten Flügel entlang geht und nach innen zieht. Ribéry bekommt die Kugel 16 Meter vor dem Tor, will nochmal nach links zu Müller legen, doch wieder ist ein Abwehrbein dazwischen, sodass Pyatov locker parieren kann.

Mit einem Turban kommt Vyacheslav Shevchuk zurück auf den Rasen. Sein Können ist auch dringend benötigt, haben die Bayern doch weiterhin über 70 Prozent Ballbesitz. Es sieht derzeit aber nicht so aus, als würde sich bis zur Halbzeit etwas am Spielstand ändern. Ein sehr gemächliches Spiel, das die 22 Akteure da zeigen.

Nach einem hohen Ball von Ribéry über links nimmt Müller den Fuss gegen Shevchuk zu hoch. Der 35-jährige Verteidiger bleibt verletzt liegen, hält sich den Kopf, kann nach kurzer Behandlung aber weitermachen. Shevchuk blutet da etwas, was natürlich gestoppt werden muss, bevor er wieder auf den Platz darf.

Müller zu überhastet! Ribéry hat links im Strafraum ganz viel Platz, legt flach in die Mitte, doch dort schiesst Müller im Fallen aus 15 Metern drüber! Der war auch nicht optimal gespielt von Ribéry. Die nächste vergebene Chance der Bayern. So langsam sollten sie dann auch mal einnetzen. Ansonsten macht man Shakhtar nur unnötig stark.

Die Bayern sind inzwischen nicht mehr so druckvoll als noch in der Anfangsphase des Spiels. Donetsk hat sich auf die Offensivbemühungen des deutschen Meisters eingestellt und lässt sich nicht mehr überrumpeln. Vielleicht mussten sich die Ukrainer auch nach zwei Monaten Pflichtspielpause erst einmal wieder zurechtfinden.

Rakitskiy tritt den fällig Freistoss aus 30 Metern zentaler Position direkt in Richtung Neuer. Der Torwart der Bayern muss den Ball kurz prallen lassen, hat ihn aber klar in den Händen, ehe Douglas Costa versucht, ihm das Leder noch zu entreissen. Der Angreifer der Ukrainer muss sich daraufhin ein paar böse Worte von Neuer anhören.

Gelbe Karte für Xabi Alonso (Bayern München)
Und die nächste Gelbe gleich hinterher. Alonso senst Fred im Mittelfeld klar von hinten um. Zu Recht gibt es die Gelbe Karte von Alonsos Landsmann Undiano Mallenco.

Gelbe Karte für Rafinha (Bayern München)
Rafinha hindert seinen Landsmann Luiz Adriano an der schnellen Ausführung eines Freistosses und sieht folgerichtig die Gelbe Karte. Unnötig.

Zum ersten Mal kommen die Gastgeber an den gegnerischen Strafraum. Taison treibt die Kugel über links nach vorne, hat das Auge für Douglas Costa rechts im Strafraum. Gegen drei Mann kann sich dieser nicht so recht durchsetzen und legt auf den Flügel zu Srna. Die Flanke des kroatischen WM-Fahrers landet aber im Nichts, sodass diese Gelegenheit auch schon wieder verflogen ist.

Freistoss vom linken Flügel für den FCB. Rafinha tritt die Kugel hoch mit Schnitt zum Tor in die Mitte. Arjen Robben lauert dort auf den Kopfball, doch Andriy Pyatov bleibt der Herr der Lage und kann souverän abfangen. Keine Gefahr.

Donetsk konnte bis jetzt noch nicht ansatzweise vor das Tor von Manuel Neuer kommen. Die Bayern spielen äusserst überlegen und lassen keinen Zweifel daran, in welche Richtung das Spiel gehen soll. Keine Spur von Unsicherheit oder Zweifel. Pep Guardiola kann zufrieden sein. Nur im Angriff müssen sie noch genauer werden.

Erstaunlich oft schaltet sich Bastian Schweinsteiger in das Offensivspiel der Bayern mit ein. Wieder taucht der Vertreter von Philipp Lahm, was das Kapitänsamt betrifft, im Strafraum der Ukrainer auf. Diesmal behindern er und Mario Götze sich aber gegenseitig, sodass Shakhtar die Situation erneut klären kann. Die fehlende Präzision setzt sich also weiter fort.

Jetzt aber hätte es fast geklingelt! Robben nimmt auf seinem Weg zum Strafraum viel Tempo auf, legt kurz vor dem Sechzehner nach rechts zu Müller. Pyatov kommt aus seinem Kasten, Müller legt die Kugel an ihm vorbei. Der Ball rollt parallel zur Torlinie, ehe Shevchek die Situation bereinigen kann. Da fehlte Müller der Zug zum Tor. Das kann auch er besser. Trotzdem eine gute Gelegenheit für den FCB.

Noch fehlt dem Team von Pep Guardiola die Präzision. Immer wieder landen Zuspiele in den Füssen des Gegner. Da Donetsk daraus noch nichts machen kann, ist die Attraktivität des Spiels noch ausbaufähig. Die Hausherren verteidigen das bislang sehr gut.

Guter Freistoss der Bayern! Von links kommt der Ball flach an den Elfmeterpunkt. Dort steht Robben goldrichtig, schlägt aber über das Leder. Auch im zweiten Anlauf kann der Niederländer die Kugel nicht richtig drücken, sodass Shakhtar mit vereinten Kräften klären kann. Schade! Da war viel mehr drin für die Gäste.

Unter den circa 30.000 Zuschauern sind auch etwa 3.000 Anhänger des FCB. Offiziell haben lediglich 1.700 die Reise in die Ukraine angetreten. Im ganzen Stadion dürften es dann aber schon gut und gerne die 3.000 sein, die man derzeit auch vermutet.

Der FC Bayern mit gewohnt viel Ballbesitz in den ersten Minuten. Doch die Ukrainer wollen sich nicht nur hinten reinstellen. Bei Ballverlusten der Münchener hat Donetsk mit seinen sechs Brasilianern einige wieselflinke Akteure auf dem Rasen. Und genau so soll es auch über die vollen 90 Minuten laufen: Hinten sicher stehen und dann überfallartig kontern.

Die erste Chance für den FCB! Robben zieht von rechts nach innen und sieht den völlig freistehenden Schweinsteiger 16 Meter vor dem Tor. Aus der Drehung zieht Schweinsteiger ab, setzt die Kugel aber einen Meter links vorbei. Da hatte der Weltmeister aber stäflich viel Platz. Das darf den Gastgebern nicht häufig passieren.

Der Ball rollt! Die Arena in Lwiw ist pickepackevoll. Für den Münchener Xabi Alonso ist es heute das 100. Spiel in der Königsklasse. Ein Sieg zum Jubiläum wäre da doch genau das Richtige.

Die Mannschaften sind bereit und kommen hinaus auf den Rasen! Die Hausherren sind wie gewohnt in Orange-Schwarz gekleidet. Die Gäste aus München laufen in Weiss auf. Zeit für die Champions League-Hymne! Oder um es mit den Worten von Karl-Heinz Rummenigge zu sagen: "Jetzt geht die Champions League erst richtig los!" Dem schliessen wir uns an und freuen uns auf eine hoffentlich spannende Partie mit positivem Ausgang für den deutschen Rekordmeister.

Es wird immer kälter im Westen der Ukraine. Inzwischen sind es bereits fünf Grad unter Null. Immerhin ist der Himmel nur schwach bewölkt. Trotzdem: Beste Bedingungen sehen anders aus. Schiedsrichter des Spiels ist der Spanier Alberto Undiano Mallenco. Seine Assistenten an den Seitenlinien heissen Roberto Díaz Pérez Del Palomar und Raúl Cabañero Martínez. Fünfmal pfiff Undiano Mallenco die Bayern bereits. Dabei gab es zwei Siege sowie zwei Niederlagen und ein Unentschieden für die Bayern. Zuletzt pfiff er den FCB beim Auftakt-Last-Minute-Sieg gegen Manchester City in der Allianz Arena (1:0).

Für die Ukrainer ist es heute das erste Pflichtspiel seit dem letzten Gruppenspiel in Porto (1:1). Über zwei Monate war Donetsk also ohne ernsthafte Prüfung. Auch das könnte ein Nachteil sein gegen einen Gegner, der bereits vier Pflichtspiele im neuen Jahr bestritten hat. Zudem befinden sich in der Arena in Lwiw nur wenige Fans von Shakhtar. Viele Zuschauer sind neutrale Fussballfans, die vor allem wegen des grossen Gegners ins Stadion kommen und diesem dann auch zujubeln. Wenn man so möchte, könnte es also fast schon ein Heimspiel für die Bayern werden. Aber wer weiss: Vielleicht überlegt es sich das Publikum ja heute anders.

Auch heute besteht die Offensive von Donetsk ausschliesslich aus Brasilianern. Während im Tor und in der Abwehr insgesamt vier Ukrainer (Pyatov, Rakitskiy, Kucher, Shevchuk) und ein Kroate (Srna) für Ruhe sorgen, wirbeln vor ihnen mit Fred, Fernando, Taison, Douglas Costa, Alex Teixeira und Luiz Adriano sechs Kicker vom Zuckerhut. Das heisst auch: Im Konterspiel ist Donetsk erstklassig. Und genau dort zeigten die Bayern zuletzt ja grosse Schwächen. Vor allem, wenn die Defensive des FCB bereits früh gestört wurde. Besonders darauf sollte bei den Münchenern heute also der Fokus gelegt werden.

Ein Spieler ragt beim FC Bayern derzeit aber ohne jeden Zweifel heraus: Arjen Robben! Der Niederländer ist seit fast zwei Jahren in bestechender Form, überzeugte auch gegen den HSV wieder mit Spielwitz und einem gnadenlosen Abschluss (zwei Tore). Arjen Robben ist derzeit in der Liga, ein Spiel der Bayern im Alleingang zu entscheiden. Vergessen sollte man dabei aber nicht die ebenfalls starken Leistungen eines Thomas Müller (zuletzt zwei Tore, zwei Vorlagen gegen Hamburg) und Mario Götze (ebenfalls zwei Treffer). Der frühere Egozentriker Robben scheint mit seinen 31 Jahren gereifter und mannschaftsdienlicher denn je. Und so könnte er auch heute Abend wieder der Spieler sein, der das Pendel zu Gunsten des deutschen Rekordmeisters ausschlagen lässt.

Die Bayern überstanden ihre Gruppenphase im Gegensatz zu Donetsk äusserst souverän. Lediglich das Auswärtsspiel bei Manchester City wurde mit 2:3 verloren. Ansonsten holte man mit fünf Siegen eine perfekte Ausbeute.
Heute mit dabei in der Startelf sind mit Xabi Alonso und Franck Ribéry zwei Spieler, die zuletzt nicht mitwirken konnten bzw. nach Verletzung nur auf der Bank sassen. Für Ribéry ist es der erste Startelfeinsatz seit dem 19. Dezember letzten Jahres. Neben dem Franzosen und Alonso ist Jérôme Boateng der dritte Neue im Vergleich zur Startelf beim 8:0-Sieg gegen Hamburg. Für die Drei müssen der verletzte Medhi Benatia, Holger Badstuber und Robert Lewandowski raus. Man vermutet, dass Guardiola heute wieder mit Dreierkette in der Abwehr spielen lässt. Wie es dann aber am Ende aussehen wird, sieht man aber ohnehin immer erst nach dem Anpfiff.

Allerdings: Die zwei eben erwähnten Siege gegen Borisov waren die einzigen in der Gruppenphase für Shakhtar. In einer Gruppe, die ausserdem mit Porto und Bilbao relativ stark besetzt war, sollten lediglich weitere drei Unentschieden gelingen. Das Heimspiel gegen Bilbao wurde gar mit 0:1 verloren. Und auch in der Liga läuft es für den ukrainischen Serienmeister (seit 2010 fünfmal in Folge Meister) alles andere als rund. Mit fünf Zählern Rückstand auf Spitzenreiter Dinamo Kiew liegt man derzeit nur auf Rang zwei. Zu wenig für die Ansprüche des Teams rund um Trainer Mircea Lucescu und Investor Rinat Akhmetov. Die unsichere politische Situation geht eben nicht spurlos an der Mannschaft vorbei.

16 Mannschaften kämpfen um den Einzug ins Finale, welches am 6. Juni in Berlin stattfinden wird. Darunter wie schon im letzten Jahr vier deutsche Vertreter und eben die Bayern. Von allen deutschen Mannschaften hat der Rekordmeister wohl die grössten Chancen auf den Titelgewinn. Doch Vorsicht: Shakhtar Donetsk ist seit Jahren berüchtigt für seine brasilianische Offensive. Herausragend dabei: Torjäger Luiz Adriano! Der 27-Jährige führt mit neun Champions League-Treffern die Torschützenliste an - vor Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Kun Agüero, Edinson Cavani und und und. Allerdings: Acht dieser neun Tore fielen in den beiden Partien gegen BATE Borisov (7:0, 5:0). Heute muss der Stürmer beweisen, dass er es auch gegen eine richtig grosse Mannschaft kann.

Trotz allem muss die Show weitergehen. Und mit dem FC Bayern kommt eine der derzeit besten Mannschaften der Welt nach Lwiw. Die Mannschaft von Pep Guardiola ist stolpernd aus der Winterpause gekommen. Man sprach nach den Punktverlusten in Wolfsburg (1:4) und gegen Schalke (1:1) schon von einer kleinen Krise. Diese wurde mit Siegen in Stuttgart (2:0) und gegen Hamburg (8:0) beendet. Vor allem der Sieg gegen den HSV war äusserst überzeugend und hätte gut und gerne zweistellig ausfallen können. Die Bayern grooven sich mehr und mehr wieder ein und wollen heute den ersten Schritt in Richtung Viertelfinale machen.

Es ist wahrlich kein gewöhnliches Champions League-Spiel. Über 1000 Kilometer von der eigentlichen Spielstätte in Donetsk entfernt, muss Shakhtar Donetsk heute irgendwie versuchen, einen Heimvorteil gegen die Bayern hinzubekommen. Die Lage in der Ukrainie ist angespannt. Die Donbass Arena in Donetsk von Bomben durchlöchert und inzwischen ein humanitäres Hilfslager. Der Fussball ist die wohl letzte Ablenkung der Menschen in der Ostukraine. Die Mannschaft ist schon seit neun Monaten nicht mehr in der Stadt, wohnt im Hotel. Das Hauptquartier des Vereins ist übergangsweise in der Haupstadt Kiew. Die Heimspiele finden im westukrainischen Lwiw statt. Die Wintervorbereitung wurde in Brasilien absolviert. Wer da noch von normalen Bedingungen spricht, scheint so einiges durchgemacht zu haben.