Im Return hält Maria nun wieder besser mit, schafft es in den Einstand. Was vor allem an Eigenfehlern der US-Amerikanerin liegt, die weiterhin zu unbeständig spielt, um das Momentum vollkommen auf ihre Seite zu ziehen. Ihr Aufschlagspiel behält sie schliesslich, doch jetzt kommt es für Maria auf alles an!

Auch dieses Service Game droht zwischenzeitlich eng zu werden. Doch Maria profitiert von ihrer Aufschlaghärte, bringt hintereinander einen Service Winner und ein weiteres Ass durch und kann die Führung von einem Break halten. Jetzt muss sie nur noch ein Spiel gewinnen!

Was für eine Reaktion der Schwäbin, in solch einer angespannten Phase einfach mal ein Ass durchzubringen! So kann man ein Aufschlagspiel starten.

Puh, ganz souveränes Aufschlagspiel von Anisimova. Mit ihrem Kick Serve lässt sie Maria überhaupt nicht in die Ballwechsel kommen und gibt keinen einzigen Punkt ab. Jetzt ist es besonders wichtig für Maria, ihrerseits das Service Game zu halten und das Momentum nicht vollkommen kippen zu lassen.

Ihren zweiten Breakball kann Anisimova tatsächlich verwerten. Einen Return, den sie vor einer halben Stunde noch elegant über die Maschen gehievt hätte, setzt sie jetzt in das Netz. Es wäre natürlich der Worst Case, wenn der Deutschen bei den schwülen Bedingungen nach mittlerweile einer guten Stunde die Puste ausgehen würde.

Vom zwischenzeitlichen Aufschwung Anisimovas ist nicht mehr viel zu spüren, gerade strahlt die US-Amerikanerin wieder eine grosse Verunsicherung aus. Doch da sich auch Tatjana Maria gerade mehr Fehler erlaubt, ist auch dieses Service Game kein Selbstläufer.

Und so erspielt sich Maria gleich wieder zwei Breakbälle! Den zweiten nutzt sie, da Anisimova schon beim Ballwurf strauchelt und dann über einen tiefen Ball schlägt! Zwei Breaks Führung für die Schwäbin!

Doch was bringt der Mut, wenn man weiterhin zu leichte Eigenfehler produziert. Erst setzt Anisimova einen Return zu tief an, dann jagt sie ihn weit neben das Feld. Und das ist in diesen Fällen gar nicht den Slices von Maria geschuldet, sondern hat vor allem mit mangelnder Konzentration zu tun.

Ein einfacher Returnfehler ist es schliesslich, der Maria den Sieg in diesem so wichtigen Spiel beschert! Dennoch könnte dieses langwierige Game einen Wendepunkt in diesem Match dargestellt haben, denn Anisimova hat definitiv neuen Mut geschöpft.

Dies ist das mit Abstand längste Game in diesem Match. Und es entwickelt sich ein Tennismatch der Extraklasse, da auch Anisimova nun ihre Stärken ausspielen kann und sich beide Protagonistinnen einen wahnsinnigen Schlagabtausch liefern!

Anisimova scheint zu ihrem Spiel gefunden zu haben, bringt immer wieder platzierte Winner aus spitzen Winkeln durch. Doch Maria wehrt auch den zweiten Breakball mit einem Ass ab.

Jetzt hat es Maria ein wenig übertrieben und muss nun tatsächlich den Breakball abwehren. Sofort stellt sie aber wieder auf ein flacheres Spiel um und kann das Break vorerst verhindern.

Wenn Tatjana Maria unter Druck gerät, spielt sie die Kugel immer wieder bogenlampenförmig in die Luft. Was normalerweise in einem unabwehrbaren Schmetterball endet, beschert ihr nach mehreren Versuchen tatsächlich den nächsten Punkt, da Anisimova zu weit ansetzt!

Der nächste Eigenfehler - diesmal gerät der Ball etwas zu lang - sorgt dafür, dass die nun etwas geduldigere Anisimova immerhin das Aufschlagspiel behalten kann. Im zweiten Satz trennt beide Spielerinnen nur ein Break, hier ist natürlich noch alles drin.

Einer der wenigen Unforced Errors der Deutschen - der vierte, um genau zu sein. Diesmal dreht sie den Slice ein wenig zu weit nach aussen, wollte es wohl etwas zu genau machen.

So langsam scheint Anisimova völlig aus dem Konzept gebracht worden zu sein. Sie streut ihren ersten Doppelfehler ein.

Was ist das denn schon wieder für ein Ding?! Tatjana Maria dreht den Filzball nicht nur Millimeter über die Maschen hinüber, sondern noch mit einem wahnwitzigen Seitenspin  nach aussen. Anisimova ist völlig machtlos. Die schlechteste Nachricht aus ihrer Sicht: Dieser Ball war keine Ausnahme, den hat Maria genau so geplant und beherrscht ihn zur Perfektion.

Und gleich wieder dasselbe Muster - so schnappt sich Maria tatsächlich das frühe Break und bringt sich auch im zweiten Satz sofort in die Pole Position!

Auch Anisimova scheint heute keinerlei Lösung auf die zu scharf angeschnittenen Slices zu haben. Immer wieder landen ihre Returns in den Maschen. Im immer schneller werdenden Welttennis scheinen die Top-Athleten solche verlangsamenden Schläge nicht gewohnt zu sein.

Unglaublich, was Tatjana Maria hier schon wieder für ein Spiel abliefert! In gerade einmal einer halben Stunde macht sie kurzen Prozess und schnappt sich den ersten Satz. Ihre Slices spielt sie heute wieder zur Perfektion, doch auch der Rest ihres Spiels ist einfach nur hochkonzentriert. Vom Aufschlag weg bringt sie fast alles durch.

Schnörkelloses Aufschlagspiel zum Satzgewinn! Mit kräftigen Eröffnungen lässt sie Anisimova zu keinem einzigen Punkt kommen.

Und jeder Slice, der schon auf dem Weg hinter die Grundlinie zu sein scheint, dreht sich noch hinein und zwingt Anisimova zum hektischen Return. Der zweite Breakpunkt sitzt, Maria kann nun in ihrem eigenen Aufschlagspiel den ersten Satz perfekt machen!

Mit einer unglaublichen Rettungstat verschafft sich Maria zwei Chancen auf das direkte Rebreak! Wie sie manche Bälle aus unglaublichem Winkel noch über das Netz hievt, sieht man sehr selten sowohl auf der ATP- als auch auf der WTA-Tour.

Vom möglichen Aufwind des Breaks kann Anisimova nicht profitieren. Sofort will sie wieder zu viel und streut gegen die geduldige Maria weitere Unforced Errors ein. Unglaublich, wie fokussiert die Deutsche ihren Stiefel herunterspielt!

Hat dieser Punkt zu viele Körner gekostet? Anisimova rückt nun aggressiver vor und bringt Maria in ihrem Aufschlagspiel damit zur Verzweiflung. Platziert visiert sie die beiden Ecken an und verwandelt damit ihren ersten Breakball überhaupt. Alles wieder ausgeglichen im ersten Satz, so schnell kann es gehen.

Was für ein Ballwechsel! Beim Stand von 40:15 verpasst es Maria, für die Entscheidung zu sorgen. Dabei gibt sie wirklich alles, ersprintet fast jeden Ball und bremst letztlich erst an der Bande ab. Und das bei diesem schwülen Wetter!

Anisimova scheint nicht so recht zu wissen, inwiefern sie sich auf ihre Gegnerin anpassen oder doch lieber ihr eigenes Spiel durchziehen soll. Nun besinnt sie sich wieder auf ihr aggressives Grundlinienspiel und fährt damit deutlich besser - das Service Game gewinnt sie zu Null.

Ein Doppelfehler bringt Maria tatsächlich noch etwas ins Straucheln. Allerdings leistet sich Anisimova sogleich den nächsten Unforced Error und jagt einen Schmetterball in das Netz.

Tatjana Maria wird oft auf ihre Slices mit beiden Händen beschränkt. Doch was sie bislang beim Aufschlag abliefert, ist mehr als stark! Auch sie bringt ein Ass durch, geht in Windeseile mit 40:0 in Front.

Mit einem kräftigen Longline-Winner erweitert Maria ihr Repertoire und erspielt sich tatsächlich drei Breakbälle. Und schon der erste ist erfolgreich, da Anisimova erneut in die Maschen retourniert!

Das ist nun Marias Spiel! Mit ihren Slices schafft sie es, Anisimova zu Verzweiflungsschlägen zu zwingen. Die US-Amerikanerin leistet sich gerade sehr viele Unforced Errors und gerät im eigenen Aufschlagspiel ebenfalls mit 0:30 in Rücklage!

Mit vier Punkten am Stück kann Maria das Unheil abwenden und gerät nicht in die Gefahr eines Breaks. Ein wenig Glück ist jedoch dabei, dass Anisimova zweimal zu unsauber retourniert.

Anisimova scheint sich auf das Slicespiel ihrer Kontrahentin eingestellt zu haben und geht ebenfalls sehr vorsichtig zu Werke. So schafft sie es tatsächlich, Maria in den Ballwechseln zu zermürben und zu Fehlern zu zwingen. Im Return Game geht sie mit 30:0 in Führung.

Puh, auch Anisimova hat in ihrem Service Game alles im Griff, bringt sogleich ein Ass durch und lässt Maria überhaupt nicht in die Rallys kommen. Auch sie gibt nur einen Punkt ab.

Und schon beginnt das erste Aufeinandertreffen der beiden überhaupt! Tatjana Maria kann vom eigenen Aufschlag weg sogleich ihre Stärken ausspielen, gibt nur einen Punkt ab und baut neben ihrem gefürchteten Slice auch einen frechen Stopp zum Spielgewinn ein.

Und da werden die Protagonistinnen im altehrwürdigen Queen's Club in West Kensington auch schon vorgestellt! Bei Temperaturen um die 23 Grad Celsius ist es stark bewölkt, Regen ist allerdings nicht angesagt.

Amanda Anisimova, Tochter russischer nach New Jersey ausgewanderter Eltern, befindet sich im Alter von 23 Jahren auf ihrem Career High und belegte vor dem Turnier den 15. Platz in der Weltrangliste. Auch sie hat auf ihrem Weg ins Finale grosse Namen wie Emma Navarro und Qinwen Zheng ausgeschaltet. In der zweiten Jahreshälfte 2023 hatte sich die Rechtshänderin aufgrund eines Burnouts eine Auszeit genommen und scheint besser als je zuvor zurückgekommen zu sein. Ihr aggressives Grundlinienspiel und zweihändige Rückhand gehören zu ihren grössten Stärken. Mal sehen, ob sie damit die tückischen Slices von Maria matchen kann.

In ihrer schon mehr als 20 Jahre andauernden Profikarriere war der 42. Platz in der Weltrangliste bislang das höchste der Gefühle. Nun, im Herbst ihrer Laufbahn, schafft sie durch den sensationellen Finaleinzug mindestens den Sprung auf Platz 52 und löst damit Eva Lys als beste deutsche Spielerin ab. Ihr Erfolgsgeheimnis? Der spinreiche Slice sowohl mit der Rück- als auch mit der Vorhand, der auf dem Londoner Rasen besonders gut zur Geltung kommt und hintereinander Grössen wie Leylah Fernandez, Karolína Muchová, Jelena Rybakina und Madison Keys verzweifeln liess.

Neben Alexander Zverev in Stuttgart bestreitet heute in London auch eine weitere Deutsche ein Tennis-Finale: Tatjana Maria hat es im Queen's Club sensationell in das Endspiel gegen Amanda Anisimova geschafft. Mit 37 Jahren und zehn Monaten ist die Oberschwäbin die älteste Spielerin, die je ein WTA 500-Finale erreicht hat. Ab 14:30 Uhr hofft sie auf den ganz grossen Coup!