Fazit:
Die Skagerak Arena erhebt sich! 90 irre Minuten zwischen Odds BK und Borussia Dortmund enden mit einem 3:4-Auswärtssieg der Tuchel-Elf. Respekt an den BVB für diese Moral, denn nach 22 Minuten rannten die Westdeutschen bereits einem Drei-Tore-Rückstand hinterher. Eklatante Fehler im Dortmunder Defensivverhalten erlaubten Samuelsen, Nordkvelle und Ruud, einen ebenso sensationellen wie komfortablen Vorsprung für den Underdog herauszuschiessen. Die Borussen blieben jedoch dran und verkürzten noch vor der Pause durch Aubameyang. Nach dem Seitenwechsel schwanden bei den Norwegern zusehends die Kräfte, was Kagawa, Aubameyang und Mkhitaryan schliesslich bestraften und so doch noch für ein Happy End sorgen konnten. Hinzu kommen vier(!) Alutreffer der Schwarz-Gelben, die heute oftmals nicht mit dem Glück im Bunde waren. Wie dem auch sei - die Blamage wurde abgewendet, das Tor zur Gruppenphase ist weit geöffnet.
Dem Gastgeber gebührt ein riesengrosses Lob für den ersten Durchgang, als mit gradlinigem, effektivem Fussball überzeugt wurde. Odds BK war heute ein würdiger Gegner für den grossen BVB. Damit verabschieden wir uns aus Norwegen und bedanken uns für Euer Interesse. Bis zum nächsten Mal!

In der Nachspielzeit verpasst Gündoğan das 3:5 nach Vorlage von Ramos um Haaresbreite, doch Rossbach wehrt seine Direktabnahme aus fünf Metern grandios zur Seite ab. Sei's drum, am Auswärtssieg gibt's kaum noch Zweifel.

Die Fans im Stadion honorieren die Riesenleistung beider Teams und spenden warmen Applaus. Im zweiten Abschnitt hatte der Underdog nicht mehr viel zuzusetzen und einen komfortablen Vorsprung verspielt. Den Zuschauern ist das egal. Sie feiern ihre Jungs!

Tooor für Borussia Dortmund, 3:4 durch Henrikh Mkhitaryan
Der Armenier macht den Wahnsinn perfekt! Die "Oddrane" sind stehend K.o. und rennen nur noch hinterher. So kann Kagawa am linken Strafraumeck Mass nehmen und butterweich auf den langen Pfosten flanken, wo sich Mkhitaryan im Luftkampf durchsetzt und präzise einnickt. Der Gästeblock explodiert!

Ist hier sogar noch der Sieg möglich? Einen 0:3-Rückstand noch zu drehen wäre eine grandiose Willensleistung der Dortmunder. Noch bleiben hier sieben Minuten plus Nachspielzeit.

Rekordverdächtig! Gündoğan trifft die Latte! Langsam wird's albern: Wunderbarer Spielzug der Borussen, die auf den Aussenbahnen nun nach Belieben durchbrechen können. Diesmal bedient Ginter den blanken Gündoğan, der aus der Distanz ganz knapp an der Unterkatte des Querbalkens scheitert. Der Ball springt dabei deutlich vor der Torlinie auf.

Gute Darbietung des Ex-Frankfurters, der zuletzt allerdings in der Luft hing. Neuzugang Ulrik Flo kommt ins Spiel.

Fast das 3:4! Wieder bricht Schmelzer über links durch, diesmal verpasst der schnelle Aubameyang das Zuspiel am Fünfmeterraum um Haaresbreite.

Tooor für Borussia Dortmund, 3:3 durch Pierre-Emerick Aubameyang
Jetzt ist es passiert! Dortmund belohnt sich fürs Anrennen mit dem mehr als verdienten Ausgleich. Schmelzer hat links viel Platz und darf ziemlich ungestört in den Rückraum flanken. Kein Norweger fühlt sich für Aubameyang zuständig, der eiskalt flach ins Netz einschiebt. Was für eine Aufholjagd!

Wie lange halten die Norweger dem Sturmlauf der Borussen noch stand? Nach dem Seitenwechsel findet die Fagermo-Elf offensiv praktisch nicht mehr statt und taumelt dem Schlusspfiff entgegen.

Aubameyang verstolpert den Ausgleich! Eine Szene, die wie die Faust aufs Auge zu diesem verrückten Match passt: Dortmund setzt sich in der Box fest, Ginter flankt von rechts ins Zentrum, wo Freund und Feind das Zuspiel verpassen. Am zweiten Pfosten lauert Aubameyang, dem zwei Meter vor dem leeren Tor das Kunststück gelingt, sein eigenes Bein anzuschiessen.

Tuchel tauscht früh zum letzten Mal: Bender hat Feierabend, Shootingstar Julian Weigl rückt für ihn ins Team.

Zum dritten Mal scheitert Dortmund am Gestänge! Was haben die heute bloss für ein Pech? Aubameyang wird 20 Meter vor dem Kasten nicht angegriffen und holt einen Wahnsinnshammer raus. Der Schuss zischt auf den rechten Winkel zu, doch Rossbach ist mit den Fingerspitzen dran und lenkt den Ball irgendwie noch an den Innenpfosten. Das war verdammt knapp!

Das muntere Wechselspiel geht weiter: Bei den Norwegern geht Bentley, der sich mächtig aufgerieben hat, für Ole Halvorsen runter.

Tuchel erhöht das Risiko und bringt mit Adrián Ramos einen klassischen Strafraumstürmer für den schwachen Kampl, der heute keine Eigenwerbung betreiben konnte.

Eine Stunde ist absolviert, mittlerweile ist der BVB drückend überlegen. Odds BK zollt dem hohen Tempo des ersten Durchgangs Tribut und wirkt müde. Der Ausgleich liegt in der Luft.

Der 13-Sekunden-Knipser verlässt angeschlagen das Spielfeld. Er wird durch den defensiveren Oliver Berg ersetzt.

Gündoğan fast mit dem 3:3! Auf engstem Raum kombinieren sich die Dortmunder bis in den Sechzehner, wo Mkhitaryan schliesslich für Gündoğan ablegt. Der Nationalspieler zirkelt die Kugel aus kurzer Distanz mit links aufs lange Eck, verfehlt es jedoch um wenige Zentimeter.

Bange Minuten für Thomas Tuchel und sein Trainerteam: Der gerade erst eingewechselte Sokratis ist nach einem Luftkampf böse umgeknickt und wird seit längerer Zeit an der Seitenlinie behandelt. Sieht nicht gut aus für den Griechen.

Plötzlich rutscht ein langer Ball in die Spitze durch zu Fredrik Jensen, der jedoch zu überrascht wirkt und kurz vor Weidenfeller nicht mehr zum Abschluss kommt.

Tooor für Borussia Dortmund, 3:2 durch Shinji Kagawa
Diesmal starten die Schwarz-Gelben perfekt! So einfach kann's gehen: Eine Flanke von links wird per Kopf von Bender in die Mitte abgelegt, wo Kagawa technisch sehenswert per Direktabnahme ins lange Eck trifft. Dortmund ist endgültig zurück!

Während dichte Pyro-Rauchschwaden durchs Stadion ziehen, erlöst Tuchel zum zweiten Abschnitt den überforderten Castro und bringt Sokratis in die Partie.

Halbzeitfazit:
Für den BVB endet eine Halbzeit zum Vergessen. Nach 45 Minuten liegen die Borussen im Europa-League-Playoffmatch gegen Odds BK mit 1:3 hinten. Drei brutale Patzer in der Dortmunder Hintermannschaft ermöglichten den eiskalten Norwegern die überraschend deutliche Führung. Nach gerade einmal 13 Sekunden nahm das Unheil seinen Lauf: Samuelsen entwischte der neuformierten Dortmunder Abwehr und traf per Flugkopfball. Ein Doppelschlag von Nordkvelle und Ruud sorgte für kollektives Entsetzen bei den Schwarz-Gelben, die selbst zwei Mal grosses Pech bei Aluminiumtreffern hatten. Zwar bestimmte die Tuchel-Elf das Geschehen auf dem Rasen, biss sich aber die Zähne an der guten Defensive der Hausherren aus. Erst ein Patzer von Rossbach brachte den BVB zurück, Aubameyang konnte verkürzen. Nach dem Seitenwechsel muss sich bei den Westfalen etwas tun, sonst droht hier eine Blamage! Wir melden uns gleich zurück.

Nur noch wenige Minuten bis zur Pause. Dortmund schnürt die Norweger am gegnerischen Sechzehner ein, findet aber keine Lücken in der gut gestaffelten Abwehr. Da muss mehr kommen.

Gelbe Karte für Fredrik Jensen (Odds BK)
Die erste Verwarnung der ansonsten sehr fairen Partie kassiert Jensen für eine übermotivierte Grätsche gegen Gündoğan im Dortmunder Spielaufbau.

Überlebenswichtig, dass die Schwarz-Gelben nun die Defensivmauer der Hausherren durchbrochen und auswärts getroffen haben. Insgesamt natürlich verdient, in der Entstehung aber mehr als glücklich. Sei's drum, nun muss nachgelegt werden.

Tooor für Borussia Dortmund, 3:1 durch Pierre-Emerick Aubameyang
Na endlich! Aubameyang bringt den BVB zurück ins Spiel. Wenige Sekunden vor seinem Treffer scheiterte der Gabuner noch frei vorm Tor, doch direkt im Anschluss bekommt Kampl die Kugel halbrechts erneut und legt ab für Mkhitaryan, der flach aufs lange Eck zielt. Rossbach hat den unpräzisen Schuss eigentlich schon, doch lässt den Ball wieder fallen. Aubameyang bedankt sich artig und staubt ab.

Ganz klar - die Führung fällt zu deutlich aus. Dennoch offenbart die Borussia unglaubliche Schwächen in der Rückwärtsbewegung. Thomas Tuchel wirkt nicht sonderlich glücklich...

Dortmund erneut im Aluminiumpech! Bis hierhin ein Tag zum Vergessen für die Dortmunder: Kagawa setzt 20 Meter vor dem Tor Mkhitaryan in Szene, der flach und hart aufs lange Eck zielt. Sondre Rossbach ist chancenlos, doch der Schuss knallt an den linken Pfosten und von dort zurück ins Feld.

Wie reagiert die Tuchel-Truppe auf diesen Katastrophenstart? Das desolate Defensivverhalten macht dem BVB bislang einen grossen Strich durch die Europa-League-Rechnung. Derweil spielen sich die Hausherren in einen Rausch.

Tooor für Odds BK, 3:0 durch Espen Ruud
Da bleibt einem die Spucke weg. Odds BK führt nach etwas mehr als 20 Minuten mit DREI zu NULL gegen Borussia Dortmund. Ein dicker Patzer von Weidenfeller bringt das Stadion zum Beben: Ruud tritt aus knapp 30 Metern zentraler Position zum Freistoss an und versucht es einfach mal direkt. Sein knallharter Flatterball zischt hoch auf den BVB-Kasten zu, wo Weidenfeller höchst unglücklich an der Kugel vorbeigreift. Die Kugel landet in den Maschen. Was für eine Blamage!

Tooor für Odds BK, 2:0 durch Fredrik Nordkvelle
Was ist mit der Borussen-Abwehr los? Odds BK erhöht auf 2:0! Olivier Occéan lässt sich auf rechts nicht vom Ball trennen und passt quer in den Rückraum, wo Nordkvelle angesprintet kommt. Aus vollem Lauf nimmt der 29-Jährige das Spielgerät gekonnt mit und läuft plötzlich alleine auf Weidenfeller zu. Castro steht falsch und muss mitansehen, wie die Nummer 14 eiskalt flach einschiebt. Der nächste Tiefschlag für die Westfalen.

Dag-Eilev Fagermo, der Trainer der Gastgeber, scheint seine Jungs exzellent auf diese Partie eingestellt zu haben. Wie nicht anders zu erwarten überlassen die Norweger dem BVB weite Teile des Spiels und lauern auf Umschaltsituationen. Die Borussen wirken irritiert.

Bei Odds wird immer wieder der wuselige Zekhnini gesucht, der Castro vor riesige Probleme stellt. Der Ex-Leverkusener scheint sich auf ungewohnter Position nicht sonderlich wohl zu fühlen.

Dortmund dominiert die Partie und hat extrem viel Ballbesitz, doch der dichte Abwehrriegel der Hausherren hält dem Druck stand. Zudem wirken die Konter der Skandinavier brandgefährlich.

Ein rasanter Schlagabtausch entwickelt sich. Die Tuchel-Elf wirkt aufgekratzt und möchte den frühen Gegentreffer schnell vergessen machen. Die Kombinationen sehen durchaus gefährlich aus, doch bislang ist immer ein Abwehrbein der "Oddrane" dazwischen.

Schöne Einzelaktion von Nordkvelle, der dynamisch bis zur Strafraumgrenze vordringt und Weidenfeller schliesslich per Flachschuss prüft. Der erfahrene Keeper ist aber auf dem Posten und begräbt das Leder unter sich.

Lattenknaller von Kagawa! Hier geht's rund: Im direkten Gegenzug kommt der Japaner an der Strafraumgrenze ungestört zum Abschluss und scheitert mit seinem Versuch denkbar knapp am Querbalken. Das wäre die perfekte Antwort gewesen!

Tooor für Odds BK, 1:0 durch Jone Samuelsen
Unfassbar! 13 Sekunden nach dem Start zappelt das Leder im Netz der Dortmunder. Nach dem Anstoss preschen die Norweger gleich über den linken Flügel vor, wo Zekhnini spielend leicht an Castro vorbeizieht und präzise ins Zentrum flankt. Die BVB-Verteidigung ist offensichtlich noch in der Kabine und lässt Samuelsen einlaufen, der aus fünf Metern per Flugkopfball trifft. Kollektiver Tiefschlaf bei den Gästen!

Die prallgefüllte Skagerak Arena freut sich bei besten Wetterbedingungen auf den Anpfiff dieser ungleichen Begegnung. Auch mehrere tausend Fans der Dortmunder haben den Weg nach Norwegen gefunden. Geleitet wird das Spiel, das übrigens auf Kunstrasen stattfindet, vom Portugiesen Manuel Sousa. Es kann losgehen!

Beim BVB wird heute kräftig rotiert. Auf fünf Positionen tauscht Tuchel sein Personal: Neuzugang Castro rückt für Piszczek rechts hinten in die Viererkette. Zudem hütet Routinier Weidenfeller statt Bürki das Tor im Europacup. Auch Ginter, Bender und Kampl dürfen heute von Beginn an ran und ersetzen Sokratis, Weigl und Reus.

Über die Hausherren ist derweil wenig bekannt. Nach Erfolgen gegen die Qualifikationsgegner FC Sheriff (Moldau), Shamrock Rovers (Irland) und IF Elfsborg (Schweden) erreichte der Odds Ballklubb, kurz Odds BK, die Playoff-Runde. Für den norwegischen Traditionsverein ist es die erste Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb seit 2004. Seit Dezember vergangenen Jahres hilft mit Olivier Occéan ein alter Bekannter aus der 2. Bundesliga dabei, Odds in der Spitzengruppe der Liga zu etablieren. Dass die "Oddrane" derzeit jedoch nur Fünfter in der Liga sind, liegt weniger an dem kanadischen Mittelstürmer, der einst für Kaiserslautern, Fürth und Offenbach auf Torejagd ging. Occéan weist in dieser Saison bereits zehn Tore in achtzehn Ligaspielen vor und traf bisher viermal in der Europa-League-Qualifikation.

Im Vordergrund steht heute, eine möglichst gute Ausgangsposition für das Rückspiel in einer Woche zu erzielen. Im beschaulichen Skien, einer südöstlich von Oslo gelegenen Stadt mit circa 50.000 Einwohnern, müssen die Borussen allerdings auf Marco Reus und Łukasz Piszczek verzichten. Während Ersterer an einer Fussprellung laboriert und heute folglich geschont wird, plagt sich der Pole Piszczek mit Hüftproblemen herum.

Aus einem Guss präsentierte sich das Team der Schwarz-Gelben, die mit ständigen Tempowechseln für Verwirrung beim Gegner sorgten - allen voran das Traumquartett um Reus, Aubameyang, Kagawa und den wiedererstarkten Mkhitaryan. Thomas Tuchel hat der Mannschaft schnell seinen eigenen Stempel verpasst und nach der Horrorsaison 2014/2015 wieder eine funktionierende Einheit geformt. Der ehemalige Mainz-Coach will allerdings vermeiden, dass seine Jungs Konzentration einbüssen und zeigt sich vor dem heutigen Match demütig: "Wir schauen nicht auf Odds hinunter, wir begegnen ihnen auf Augenhöhe und voller Respekt".

Die Frühform der Borussen stimmt jedenfalls. Zwei ungefährdete Erfolge gegen den österreichischen Vertreter Wolfsberger AC (1:0/5:0) reichten locker zum Weiterkommen in die Playoffrunde, wo nun der letztjährige Dritte der norwegischen Eliteserien wartet. Auch in der Bundesliga ist der Start in die Ära nach Jürgen Klopp mehr als gelungen: Mit 4:0 wurde Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach am vergangenen Samstag abgefertigt. Ein Ergebnis, dass die Hoffnungen auf eine schnelle Rückkehr in die europäische Spitze nochmal vergrössert hat.

Ein Duell der Gegensätze deutet sich an. Wenn der in der UEFA-Setzliste am besten platzierte Teilnehmer dieses Wettbewerbs antritt, ist die Erwartungshaltung entsprechend gross. Nach überaus erfolgreichen Jahren in der Königsklasse müssen die Westfalen in dieser Saison mit der Europa League vorliebnehmen. Rauschende Fussballfeste gegen die ganz grossen Namen dürften in den kommenden Monaten ausbleiben, stattdessen warten viele Pflichtaufgaben auf die Dortmunder. Auch heute wäre alles andere als ein klarer Auswärtssieg eine Enttäuschung.