Fazit:
Nach 90 Minuten in einem packenden Pokalfight steht Borussia Dortmund am Ende mit 3:1 als Sieger da und zieht in die Runde der letzten vier ein. Über die gesamte Spieldauer gesehen hat der BVB die Begegnung dominiert und hätte durchaus auch höher gewinnen können, doch die Schwarzgelben liessen gute Möglichkeiten aus und hielten daher den VfB länger im Rennen. Stuttgart zeigte eine ansprechende und gegenüber der 1:4-Pleite aus der Liga deutlich verbesserte Vorstellung: Die Kramny-Elf kann sich erhobenden Hauptes aus dem Pokal verabschieden und darf die aufsteigende Form schon am Wochenende gegen Hertha bestätigen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und einen guten Abend!

Aus der Traum von Berlin. Der VfB scheidet nach einer couragierten Leistung gegen den BVB im Viertelfinale aus. Und Kevin Grosskreutz verliert sein erstes Pflichtspiel bei Stuttgart gegen seinen Herzensverein.

Es ist ruhiger geworden in der Mercedes-Benz Arena. Einzig die mitgereisten Anhänger des BVB beginnen langsam, den Einzug ins Halbfinale zu feiern.

Tooor für Borussia Dortmund, 1:3 durch Henrikh Mkhitaryan
Ins offene Messer gelaufen: Stuttgart zieht für die Schlussoffensive komplett blank und wird vom BVB ausgekontert. Aubameyang macht 40 Meter ohne Gegenspieler an den Fersen und legt dann vor Langerak quer für den mitgelaufenen Mkhitaryan, der sich bedankt und den Deckel auf diese Partie setzt.

Jetzt läuft der VfB Sturm, frenetisch angefeuert von seinen Anhängern. Schlag auf Schlag prasseln die Angriffe auf das Dortmunder Tor ein.

Entscheidung vertagt! Mkhitaryan bekommt im Strafraum einen cleveren Kurzpass in den Fuss zugespitzelt und zieht nach innen. Aus fünf Metern hat er den Ball auf dem linken Fuss und knallt ihn haushoch über den Querbalken. Das hätte das 3:1 sein müssen.

Gündoğan verlässt den Platz für Kagawa. Der Nationalspieler hat eine bärenstarke Leistung abgeliefert, für ihn darf sich jetzt der Japaner noch ein wenig austoben.

Fünf Minuten verbleiben in einem tollen Pokalspiel. Beide Teams hauen wirklich alles raus, was sie haben, um in die nächste Runde einzuziehen. Sollte es bei diesem Spielstand bleiben, täte das der positiven Tendenz des VfB Stuttgart sicher keinen Abbruch. Die Schwaben verkaufen sich hier teuer und bleiben bis zuletzt im Rennen.

Gelbe Karte für Sokratis Papastathopoulos (Borussia Dortmund)
Der Innenverteidiger gibt nach dem Pfiff des Schiedsrichters den Ball nicht frei und sieht dafür die Gelbe Karte.

Über Konter schaffen sich die Cannstädter dann aber doch dicht vor Bürki: Christian Gentner nimmt 20 Meter vor dem Kasten mass und zirkelt einen gefühlvollen Schuss in Richtung langer Pfosten. Der Dortmunder Schlussmann macht sich ganz lang und fischt die Pille mit einer Hand heraus.

Die Zeit läuft gegen die Schwaben, die sich hier noch lange nicht aufgegeben haben. Allerdings machen die Gäste nicht den Fehler, Stuttgart irgendwelche Räume anzubieten.

...den die VfB-Abwehr problemlos klären kann.

Dortmund bekommt zehn Minuten vor Ende der regulären Spielzeit einen Freistoss vom rechten Flügel zugesprochen...

Für den emsigen Reus ist der Abend beendet, jetzt darf Moritz Leitner noch ein wenig mitmischen.

Filip Kostić! Wieder ist es eine Ecke, die es heiss werden lässt. Der Serbe rauscht in einen Abpraller und verfehlt mit seinem Schlenzer vom Strafraumeck nur um ein Haar den rechten Knick.

Dortmund verpasst die Entscheidung! Aubameyang drischt den Ball von rechts in den Strafraum, Mkhitaryan setzt zum Kopfball an, trifft aber nur den Rücken des herbeigelaufenen Georg Niedermeier, der das Leder für den geschlagenen Langerak ins Toraus abwehrt.

Marco Reus darf es aus gut 25 Metern mit einem Freistoss direkt probieren, aber sein eher harmloser Schuss wird von Mitchell Langerak dankbar aufgenommen.

Gentner prüft Bürki! Bei einer Ecke kommt der Kapitän am kurzen Pfosten zum Kopfball, den er allerdings direkt in die Arme des Torhüters setzt.

Der VfB drückt und drückt! Vor allem über die Flügel kommt jetzt richtig Dampf von den Schwaben. Dortmund steht noch, wackelt aber nicht zu knapp.

Serey Dié ist seiner Staubsauger-Funktion vor der Verteidigung nicht wie gewohnt nachgekommen, ausserdem muss Kramny für die letzten 20 Minuten offensiv umdenken. Deshalb kommt für den Ivorer nun Martin Harnik auf den Rasen.

Pingpong im Strafraum der Schwaben! Mit drei Dortmundern versuchen sie gegen einen umherirrenden Langerak und zwei Verteidiger auf der Linie der Hausherren, den Ball ins Tor zu bugsieren. Irgendwie schaffen es die Stuttgarter, mit mehr Glück als Verstand den Kasten rein zu halten.

Thomas Tuchel tobt am Spielfeldrand: Er muss dabei zusehen, wie seine Mannschaft die Oberhand über das Duell zunehmend abgibt. Die Borussen lassen den Schwaben nun etwas zu viel Leine. Ob sich das noch rächt?

Und dann spielen sie es nicht in Ruhe aus! Rupp sieht Didavi mutterseelenallein am rechten Strafraumeck und bedient mustergültig. Der Angreifer hat alle Zeit der Welt, doch ohne Not senst er das Leder überhastet gen Stuttgarter Nachthimmel.

Gelbe Karte für Daniel Didavi (VfB Stuttgart)
Der 25-Jährige, der gegen Frankfurt am Wochenende Gelb-Rot gesehen hatte, steigt Schmelzer von hinten in die Hacken und sieht dafür den Gelben Karton.

Mit allem was er hat säbelt Sokratis im Strafraum Christian Gentner um. Der Schiedsrichter steht direkt daneben und hat gesehen, dass der Grieche den Angreifer sauber vom Ball getrennt hat, die Fans hoffen vergeblich auf einen Pfiff.

...aber der Versuch von Didavi bleibt in der dichten Dortmunder Mauer hängen.

Aussichtsreiche Freistossposition für den VfB kurz vor der Strafraumkante...

Riesentat von Langerak! Reus schickt Aubameyang auf die Reise, der Freund und Feind über den Haufen läuft. Frei vor seinem Ex-Kollege scheitert der Stürmer aus spitzem Winkel an einer flinken Reaktion des Australiers, der mit einem Arm das Leder vom Einschlag im Toreck abhält.

Die Mundwinkel von Jürgen Kramny zeigen nach unten. Seine Mannen werden zwar langsam aktiver in der Offensivbemühung, viel bekommen sie dabei aber nicht zustande.

Szenenapplaus von den Rängen für Kevin Grosskreutz. Der Rechtsverteidiger prescht die Linie entlang und erkämpft in Unterzahl einen Eckball für den VfB. Der landet aber durch einen Schuss von Filip Kostić auf der Tribüne.

Das sieht man auch nicht alle Tage: Der technisch versierte Mkhitaryan legt sich das Leder im Spielaufbau deutlich zu weit vor und gibt so den Ballbesitz leichtfertig ab.

...der um ein Haar am kurzen Pfosten den Scheitel von Marco Reus findet, doch der Angreifer ist ein Stück zu klein und verpasst.

Henrikh Mkhitaryan wird einen Eckstoss für den BVB ausführen...

Unglücklich! Gündoğan wird von Aubameyang an die Grundlinie geschickt. Dort kratzt der Nationalspieler das Leder von der Kreide und legt ab für Reus, doch der überraschte Teamkollege wird von dem Zuspiel im Bauch getroffen - Chance vertan.

Gelbe Karte für Kevin Grosskreutz (VfB Stuttgart)
Auch dem Lieblingsverein wird nichts geschenkt - der Ex-Dortmunder kommt gegen Durm zu spät und steigt ihm auf den Schlappen.

Weiter geht es im zweiten Durchgang. Personell starten beide Teams unverändert in die nächsten 45 Minuten.

Halbzeitfazit:
Schiedsrichter Stieler bittet zum Pausentee: Der BVB liegt nach 45 Minuten in diesem Pokal-Viertelfinale verdient mit 2:1 vorne. Vor allem die neu geordnete linke Seite mit Erik Durm im Mittelfeld stellt die Schwaben vor unlösbare Probleme, immer wieder ergeben sich auf dem Flügel Räume für die Schwarzgelben. Ohnehin dominiert die Borussia mit 75 Prozent Ballbesitz die Begegnung und zeigt taktisch eine sehr disziplinierte Leistung. Doch der zwischenzeitliche Ausgleich durch Lukas Rupp hat gezeigt, dass der VfB jederzeit in das Rennen um den Halbfinalplatz einsteigen kann und vor allem über Standards gefährlich wird. Wir sind gespannt auf den zweiten Durchgang, bis gleich!

Grosskreutz rettet in letzter Sekunde! Durm stand schon bereit zum einnicken am zweiten Pfosten als Empfänger einer Reus-Fanke, doch der Ex- und Ur-Dortmunder sprintet herbei und kann ihm die Pille noch vom Scheitel fischen.

Kurz vor der Pause werden die Hausherren nochmal durch einen Standard gefährlich. Ein Freistoss aus dem Halbfeld findet Artem Kravets am Elfmeterpunkt, dessen Kopfball Roman Bürki vor keine grossen Probleme stellt.

Gute Freunde kann man auch trennen: Kevin Grosskreutz räumt Henrikh Mkhitaryan mit einem energischen Bodycheck kurz vor dem Sechzehner um und sichert seinem Team den Ball.

...doch den jagt der heute bärenstarke Mittelfeldmotor İlkay Gündoğan in den dritten Stock der Mercedes-Benz Arena.

Es gibt einen Freistoss für den BVB aus halblinker Position, 25 Meter vor dem Tor...

Taktisch ist das ganz gross, was die Westfalen sich für dieses Viertelfinale ausgedacht haben. Stuttgart bekommt keinen Zugriff im Mittelfeld, die Viererkette wird durch die ständige Rotation der Dortmunder Angreifer effektiv ausgehebelt.

Und schon sind die Verhältnisse auf Minute fünf zurückgestellt. Beim erneuten Gegentreffer wird Reus erst im Mittelfeld nicht richtig angegangen, dann kommen zwei Verteidiger nicht richtig in den Zweikampf mit Aubameyang. Passiert dafür jetzt wieder mehr im Angriff beim VfB?

Gelbe Karte für Georg Niedermeier (VfB Stuttgart)
Der Stuttgarter holt sich eine Dunkelgelbe Karte ab. Vor dem gegnerischen Strafraum packt er die Sense gegen Gündoğan aus.

Tooor für Borussia Dortmund, 1:2 durch Pierre-Emerick Aubameyang
Auba macht es eiskalt. Marco Reus zieht im Mittelfeld den Turbo an und reisst 20 Meter ab, ohne dass ein Stuttgarter Schritt halten kann. Dann steckt er in die Schnittstelle durch für den Stürmer, der sich zwischen zwei Verteidigern das Leder auf links legt und von der Strafraumgrenze einen trockenen Flachschuss neben den Pfosten platziert.

Nächste Möglichkeit durch einen cleveren Steilpass aus dem Halbfeld für die Borussen, doch Mitchell Langerak hat den Braten gerochen und ist zuerst am Ball.

Reus verpasst die Führung! Aus der eigenen Hälfte ziehen die Borussen über Mkhitaryan einen bitzschnellen Konter auf. Durm steckt für den Armenier am Flügel durch, der Reus in der Strafraummitte eigentlich mustergültig bedient. Doch der Nationalspieler kommt einen Schritt zu spät und verpasst es, die Pille zum 2:1 über die Linie zu drücken.

Momentan muss die Partie kurz unterbrochen werden - die Fans des BVB haben hunderte Tennisbälle auf den Platz geworfen, die jetzt von Spielern beider Vereine beseitigt werden. Irgendwann kann es dann aber doch mit dem grossen Runden weitergehen.

Thomas Tuchel sieht alles andere als zufrieden aus. Verständlich, denn bis zu Rupps Treffer deutete hier nichts darauf hin, dass der VfB sich aus der lethargischen Anfangsphase befreien und offensiv aktiv werden würde.

Das ist das neue Selbstvertrauen des VfB: Mit dem ersten Abschluss werden die Karten wieder neu verteilt. Da muss dann auch mal ein Standard herhalten.

Tooor für VfB Stuttgart, 1:1 durch Lukas Rupp
Fast aus dem Nichts erzielen die Gastgeber den Ausgleich. Nach einem Eckball wird der Schussversuch von Didavi abgeblockt. Aus der zweiten Reihe kommt Rupp zum Nachschuss, der von Mkhitaryan mit der Innenseite für Bürki unhaltbar abgefälscht in den linken Knick abgefälscht wird.

In diesem Moment kehren die Dortmunder Anhänger wie angekündigt ins Stadioninnere ein, was von den Fans des VfB mit einem gellenden Pfeifkonzert bedacht wird.

...den Sokratis weit über das Tor köpft.

Wird das gefährlich? Es gibt den ersten Eckstoss für die Gäste...

Von den Hausherren geht bisher absolut keine Torgefahr aus. Zu dominant sind die Westfalen, die jegliche Konteransätze des VfB bereits im Keim ersticken.

Eine Viertelstunde ist rum und in Stuttgart spielt nur der BVB. Mkhitaryan, Durm und Gündogan schweben regelrecht durchs Mittelfeld, Serey Dié und Kollegen bekommen die Schwarzgelben einfach nicht zu packen. Der taktische Kniff Tuchels, Durm im Mittelfeld auflaufen zu lassen, scheint voll aufzugehen.

Aubameyang bekommt von Reus das Spielgerät im Doppelpass serviert und zieht über rechts, wird aber beim Zweikampf zurückgepfiffen. Dass der Gabuner über die Seite kommt, scheint die Schwaben zu überraschen, die keinen Zugriff bekommen.

Erik Durm findet sich komplett unbewacht am linken Flügel wieder und tritt eine messerscharfe Flanke vor den Kasten. Toni Šunjić segelt in die Hereingabe und kann per Flugkopfball klären, prallt dabei aber mit der Schulter gegen den Pfosten und muss an der Seitenlinie behandelt werden.

Stuttgarts Anhänger werden laut und zeigen ihrer Mannschaft, dass sie hinter ihr stehen. Wie sich das auf die Spieler überträgt, werden die nächsten Minuten zeigen.

Wie steckt der VfB den frühen Rückschlag weg? Beim Gegentreffer fehlte die Zuordnung in der Viererkette, die den Schwarzgelben zu viel Platz lassen.

Tooor für Borussia Dortmund, 0:1 durch Marco Reus
So schnell kann es gehen: Mkhitaryan nimmt erst Reus im Doppelpack an der linken Aussenbahn mit, zieht dann nach innen und findet auch in Niedermeier einen unfreiwilligen Pass-Partner. Der Armenier sieht Aubameyang am rechten Strafraumrand; der Gabuner gibt scharf vors Tor, wo Gündoğan nur knapp verfehlt. Im Rücken der Verteidiger lauert aber Reus, der aus spitzem Winkel das Leder unter den Querbalken zur frühen Führung für die Borussia donnert.

...die von Niedermeier abprallt und zum Abstoss ins Toraus geht.

Filip Kostić holt die erste Ecke des Spiels für Stuttgart heraus...

Im Regen von Bad Cannstatt tasten sich VfB und BVB langsam an diese Partie heran. Vor allem die Stuttgarter stehen erstmal tief und lassen die Gäste kommen.

Jetzt geht es los: Borussia Dortmund stösst im altbewährten Schwarz-Gelb an, Stuttgart spielt ganz in Weiss.

Vor dem Anpfiff gibt es noch eine Schweigeminute für die Opfer des schrecklichen Zugunglücks in Oberbayern. Die Spieler beider Mannschaften tragen Trauerflor.

Die Teams haben in diesem Moment den Rasen der leider nicht ausverkauften Mercedes-Benz Arena betreten. Trotz der relativ niedrigen Besucherzahl und des vorläufigen Stimmungsboykotts ist die Stimmung gut und positiv geladen.

Schiedsrichter des Pokalfights in Stuttgart ist Tobias Stieler. Der 34-jährige Jurist aus Obertshausen stand bereits bei über 100 Partien im deutschen Profifussball als Unparteiischer auf dem Rasen. An der Seitenlinie wird er von Patrick Ittrich und Sascha Thielert unterstützt.

Bei der schweren Auswärtsaufgabe müssen die Borussen in den ersten 20 Minuten ohne die Unterstützung ihrer Anhänger auskommen. Die hartgesottenen Fans der Schwarzgelben werden den Beginn der Partie im Rahmen der Initiative "Kein Zwanni" unter der Gästetribüne verbringen. Der Verein zeigt sich verständig für den Stimmungsboykott. "Der VfB hat uns sehr hohe Kartenpreise angeboten, wir haben uns auch offiziell darüber beschwert", sagte Pressesprecher Sascha Fligge am Montag.

Auch sein Kapitän sieht den VfB verändert zum 4:1 aus der Liga. "Stuttgart ist jetzt deutlich stärker. Uns erwartet eine harte und reizvolle Aufgabe", meint Mats Hummels. Shinji Kagawa, der gegen Berlin überraschend aussortiert wurde, sitzt vorerst auf der Bank. Auch Julian Weigl findet sich dort wieder, auf seiner Position im defensiven Mittelfeld wird Matthias Ginter von Beginn an auflaufen. Interessanterweise wird der nominelle Linksverteidiger Erik Durm ebenfalls im Mittelfeld agieren. Thomas Tuchel kündigte bereits im Vorfeld an, nicht gross rotieren zu wollen: "Wir werden mit der aktuell stärksten Mannschaft für diese Aufgabe auflaufen. Es gibt so früh in der Rückrunde noch keine Notwendigkeit, darauf Rücksicht zu nehmen."

Dorthin will allerdings auch die Borussia. Dortmund spielt eine überragende Saison, was bei acht Punkten Rückstand auf die Bayern an der Tabellenspitze manchmal untergeht: Zehn Zähler Abstand zur Hertha auf Rang drei, gegen die der BVB am Wochenende nicht über ein torloses Unentschieden hinaus kam, unterstreichen die herausragende Form, in der sich die Tuchel-Elf befindet. Im Pokal liessen die Westfalen den Chemnitzer FC, Paderborn und Augsburg hinter sich und marschieren weiter in Richtung Berlin. Dass dabei im Viertelfinale ein Gegner in Topform wartet, ist dem Übungsleiter der Borussia durchaus bewusst: "Das ist national mit das schwerste Team, gegen das man im Moment spielen kann. Ein superschwerer Gegner, ein superschweres Los."

Die Stuttgarter, sich ihrer Aussenseiterrolle gewiss, wittern doch ihre Chance gegen die Westfalen. "Das ist ein ganz anderes Kaliber als die letzten Wochen, aber der Pokal ist immer was Spezielles. Eine Überraschung für uns ist absolut möglich", mein VfB-Kapitän Christian Gentner. Nach zuletzt vier Siegen in Serie hat auch Sportvorstand Robin Dutt eine breite Brust: "Da müssen wir uns als VfB Stuttgart nicht kleiner machen als wird sind." Und der Neu-Stuttgarter Grosskreutz denkt bereits weiter: "Ich stand schon dreimal im Pokalfinale. Jetzt wollen wir Dortmund schlagen und ins Halbfinale."

"Für Kevin, uns und die Fans wird es ein ganz eigenes Gefühl. Das hat es noch nie gegeben, dass einer von der Südtribüne gegen den BVB spielt", findet auch Mats Hummels, Kapitän der Dortmunder. Zudem steht ein weiterer ehemaliger Borusse von Beginn an auf dem Platz: Mitchell Langerak, jahrelanger Ersatz- und Pokaltorhüter bei den Schwarzgelben feiert gegen den Ex-Klub seinen Startelfeinsatz.

Neben der sportlichen Brisanz birgt die heutige Partie auch aus personeller Hinsicht nichts als Spannung: Kevin Grosskreutz trifft erstmals seit seinem Wechsel auf den BVB. Der Ur-Dortmunder, über den Umweg Istanbul im Winter an den Neckar gewechselt, konnte sich auf Anhieb einen Stammplatz hinten rechts beim VfB erkämpfen. Jetzt muss er wohl oder übel gegen seine alten Mitstreiter und seinen Herzensverein spielen - und die Borussia im Zweifel aus dem Wettbewerb schiessen. "Für mich ist das ein ganz besonderes Spiel, das ist kein Geheimnis", gesteht der Weltmeister, fügt aber hinzu: "Jetzt spiele ich für den VfB. Da werde ich alles geben, da werde ich alles raushauen. Auf dem Platz kenne ich keine Freunde."

Das fraglos hoch veranlagte Team der Cannstädter steht seit dem wieder auf taktisch, körperlich und geistig solidem Boden und fährt plötzlich die ersehnten Erfolge ein. Bei nur einer Niederlage in der Liga holte der VfB 14 Zähler in sieben Partien, ist bislang die erfolgreichste Mannschaft im Kalenderjahr 2016. Die Mannschaft das Stunde, die sich im Pokal bisher mit Holstein Kiel, Carl Zeiss Jena und Eintracht Braunschweig messen musste, nimmt also genügend Rückenwind mit in das Aufeinandertreffen mit dem grossen Favoriten aus Dortmund. Selbiger verhagelte Jürgen Kramny das Debüt auf der Trainerbank: Beim Hinrundenspiel im November gingen die Schwaben noch mit 1:4 im Westfalenstadion unter.

Der geneigte Fussballfan beobachtet seit Wochen die wundersame Wiederauferstehung des VfB Stuttgart. Jürgen Kramny, zuvor im Jugendbereich und als Co-Trainer tätig, übernahm im vergangenen November den (zumindest mentalen) Scherbenhaufen von einer Mannschaft, den ihm sein Vorgänger Alexander Zorniger überlassen hatte: 31 Gegentore standen bei den Schwaben nach 13 Spieltagen zu Buche, Tabellenplatz 16, die Tendenz fallend. Den erfahrenen Akteuren fehlte die Ruhe, den jungen das Selbstvertrauen. Der 44-Jährige gab jedem das, was er brauchte. Sportdirektor Dutt über den neuen Coach: "Er nimmt sich selbst nicht so wichtig, und so fühlt sich jeder in seiner Umgebung ein Stück weit wichtiger."